Aufgeklärt
Müllmythen rund um Plastik
2 minuten
14 October 2014
Titelbild: JJ Ying/Unsplash
Gibt es wirklich einen Müllteppich so groß wie Texas im Nordpazifik? Wir klären die wichtigsten Mythen rund um Plastik
2 minuten
14 October 2014
Stimmt es, dass sich Plastik nicht recyceln lässt?
Nein. Kunststoffe lassen sich im Grunde gut recyceln. Allerdings ist im Vergleich zu zum Beispiel Glas oder Papier schwieriger, weil es so viele verschiedene Sorten Kunststoffe gibt. Denn auch hier gilt: wichtig ist, dass die Kunststoffe gut sortiert sind. PET–Flaschen lassen sich zum Beispiel hervorragend recyceln. Hier profitieren die deutschen Recycler von dem Pfandsystem für Einweg–Flaschen, dass eine optimale sortenreine Erfassung sicherstellt.
Oftmals bestehen Verpackungen jedoch aus untrennbaren Kunststoffverbunden oder Mehrschichtfolien, die aus bis zu acht Lagen unterschiedlicher Kunststoffe bestehen, die auch von High-Tech-Maschinen nicht mehr aufzutrennen und zu sortieren sind. Auch Zusätze, die den Kunststoffe beigemischt werden, sind problematisch. Deswegen landen Kunststoffverbundprodukte oftmals direkt in der Verbrennung, anstatt recycelt zu werden. Für besseres Recycling müssen Produktdesiger deswegen solche Verpackungen entwickeln, bei denen sich die Materialien optimal trennen lassen. So fordert es auch die Ökodesign–Richtlinie der EU.
Sind Biokunststoffe die bessere Alternative?
Nicht unbedingt. Biokunststoffe sind sehr umstritten. Kunststoffrecycler sind sich einig, dass zum Beispiel die biologisch abbaubare Polymilchsäure (PLA) als Verpackungsmaterial keine Daseinsberechtigung hat. Das Material lässt sich mit den bislang vorhandenen Anlagen nicht recyceln. Und auch Kompostieranlagen können diese Materialien nicht verarbeiten. Eine Studie des Umweltbundesamtes von 2012 ergab, dass in der gesamtökologischen Betrachtung biologisch abbaubare Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen gegenüber denen aus fossilem Rohöl keinen Vorteil für die Umwelt haben.
Experten sind der Ansicht, dass diese so genannten “abbaubaren” Verpackungen solange keine vernünftige Alternative sind, bis nicht ein geeigneter Verwertungskreislauf gefunden ist. Ein Positivbeispiel sind die so genannten „Plant Bottles“. Das sind PET–Flaschen, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden und deren Polymerstruktur identisch mit rohölbasierten Produkten ist. Diese Flaschen lassen sich gemeinsam mit normalen PET wiederaufbereiten.
Gibt es wirklich einen Müllteppich so groß wie Texas im Nordpazifik?
Nein. Leider ist das keine gute Nachricht. Riesige Mengen Abfall – das meiste davon Plastikmüll – kreist auf dem so genannten Nordpazifikwirbel durch den Ozean. Und dieser Wirbel hat die Ausdehnung von Texas. Es gibt kein Bildmaterial von dem Plastikteppich, weil der Abfall eher nicht zusammenhängend an der Meeresoberfläche treibt, sondern sich auf die verschiedenen Meeresschichten verteilt. Im Laufe der Zeit wird der Abfall an Land gespült und verschmutzt dort die Strände, wird von Tieren gefressen, die daran verenden oder von der Meereskraft solange zerkleinert bis die Teilchen nur noch Nanogröße haben. Wissenschaftler sehen in diesem Mikroplastik eine große Gefahr für Mensch und Natur. Verschiedene Forschungsprojekte haben sich daran gemacht, das Abfallproblem in den Meeren zu lösen, es um den Müll aus dem Meer zu filtern oder für Meeresanrainer und Inseln eine Abfallwirtschaft überhaupt erst zu ermöglichen, damit der Müll nicht mehr im Meer landet.
Sind Getränkedosen wirklich so schlimm wie ihr Ruf?
Wird eine Dose achtlos weggeworfen, kann es bis zu 100 Jahre dauern, bis die Natur es schafft, das Metall im Boden zu fixieren. Bei Aludosen sogar doppelt so lang. Um das zu vermeiden, wurde in Deutschalnd das Dosenpfand eingeführt. Dadurch erreicht Deutschland eine Sammelquote von 95 Prozent.
Im Grunde lassen sich Dosen gut recyceln. Aber das Einsammeln, Einschmelzen und Neuproduzieren von Metallprodukten benötigt erhebliche Mengen Energie. Und nach dem Einschmelzen werden die Dosen nicht zwingend wieder zu Dosen, sondern zu irgendwelchen Metallprodukten. Ob all dieses Metall jemals wieder eingesammelt und verwendet wird, ist offen.
Das Umweltbundesamt ist der Auffassung, dass Dosen im Vergleich zu Mehrweg-Getränkeverpackungen aus ökologischer Sicht sehr schlecht abschneiden. Laut der Umweltorganisation Greenpeace verursachen Getränkedosen aus Aluminium bei der Herstellung die dreifachen CO2-Emissionen von Mehrwegflaschen aus Glas oder die sechsfachen CO2-Emissionen von Mehrwegflaschen aus Kunststoff.