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13 September 2016
„Bevor wir wieder zur ökologischen Landwirtschaft zurückkehren können, müssen wir zuerst entscheiden, welche 50 Millionen Amerikaner wir verhungern lassen wollen.“ Gesagt hat dies ein Mann mit dem wohlklingenden Namen Earl Butz. Mr. Butz war von 1971 an für fünf Jahre der US-amerikanische Landwirtschaftsminister und, wie leicht zu erkennen ist, ein Verfechter der konventionellen Landwirtschaft. Sein Satz bringt auf polemische Weise die zentrale Kritik an Ökolandbau auf den Punkt – den angeblich viel zu geringen Ertrag.
Ein Irrglaube – zumindest wenn man einer Meta-Analyse von Forschern der Washington State University Glauben schenken möchte. Für ihre Arbeit werteten die Wissenschaftler zahlreiche internationale Studien der vergangenen 40 Jahre aus. Ihr Fazit: Der Ökolandbau liefert zwar geringere Erträge, jedoch nicht in dem Maße, wie ihm immer vorgeworfen wird. Zudem schneide er bei trockenen Bedingungen – durch den fortschreitenden Klimawandel immer weiter verbreitet – deutlich besser ab, als die konventionelle Konkurrenz, da die ökologisch bewirtschafteten Böden Wasser besser speichern könnten.
Ist Ökolandbau die Lösung für die Ernährung der Welt?
Eng mit dem Ertrag verbunden ist der wirtschaftliche Aspekt der Landwirtschaft. Nur was rentabel ist, finde nach Ansicht der Forscher Anwendung. Hier zeigen die Studien, dass die Verbraucher bereit sind, höhere Preise für biologisch produzierte Waren zu zahlen – und dies in so hohem Maß, dass die geringeren Erträge für die Landwirte kompensiert werden können. Dies gelte umso mehr, wenn die negativen Effekte für die Umwelt und den Menschen bei dieser Rechnung berücksichtigt werde.
Denn ein umfassender Vergleich ist nicht alleine auf Basis des Ertrages und der Rentabilität möglich. Deshalb ergänzten die Wissenschaftler der Washington State University diese beiden Bereiche mit den Aspekten der Umweltfreundlichkeit und soziales Wohlergehen. Und hier ist der Ökolandbau weit überlegen. Die ausgewerteten Studien belegen eine bessere Bodenqualität, seltenere Erosion und weniger Umweltemissionen. Zudem wirke sich der Verzicht auf chemische Dünger und Pestizide positiv auf die Gesundheit der Arbeitskräfte aus – dies gelte vor allem in den Entwicklungsländern, in denen niedrige Sicherheitsstandards herrschen.
Ist der Ökolandbau also die Lösung für die Ernährung der Welt? Die Forscher beantworten diese Frage mit einem klaren Jein. Da bisher erst auf einem Prozent der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche Ökolandbau betrieben werde, besitze er großes Potenzial, eine viel größere Rolle bei der Welternährung zu spielen – vor allem wenn man die Umweltauswirkungen berücksichtige. Dennoch bedürfe es eine intelligente Kombination der verschiedenen Systeme, um die Ernährung zu sichern und die Ökosysteme zu erhalten.