Landwirtschaft

Genmais ist gut – oder?

Lesezeit:
3 minuten

9 March 2018
Studien betonen schon länger die positiven Auswirkungen von Genmais. Auch eine aktuelle Metastudie findet nur wenig Kritikwürdiges an den genveränderten Pflanzen. Doch Studien allein zeichnen nur ein unvollständiges Bild, finden Umweltschützer

Gentechnik ist in einer paradoxen Situation, zumindest aus deutscher Sicht. Schaut man sich wissenschaftliche Studien dazu an, scheint die Sache recht klar: Gentechnik ist gut. Zu dem Ergebnis kam im Dezember 2014 das Bundesministerium für Bildung und Forschung in einer Auswertung von Forschungsprojekten aus 25 Jahren.

Darin heißt es beispielsweise: „Die nach 25 Jahren biologischer Sicherheitsforschung vorliegenden Ergebnisse zeigen für den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen im Vergleich zu konventionell gezüchteten Pflanzen kein höheres Risiko für Umweltbeeinträchtigungen.“ Und weiter: „Die durchgeführten Projekte lieferten bisher keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass gentechnisch veränderte Pflanzen per se ein höheres Risikopotenzial besitzen als konventionell gezüchtete Kulturpflanzen.“ (Hervorhebung im Original)

Metastudie: Transgener Mais ist gut

Zum gleichen Ergebnis kommt auch eine aktuelle Metastudie, die Mitte Februar im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde. Spannend an dieser Untersuchung ist der enge Rahmen, den die italienischen Wissenschaftler gelegt haben. Um eine Studie in die Auswertung aufzunehmen, muss diese nicht nur Ergebnisse zum Ertrag umfassen, sondern auch zur Kornqualität, die Auswirkungen auf Ziel- und Nichtzielorganismen sowie auf die Biomasse in den Böden. Zudem musste es sich um Feldversuche handeln, Laboruntersuchungen reichten nicht aus. Von mehr als 6000 Studien zu Genmais schafften es dadurch letztlich nur 76 in die endgültige Betrachtung.

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Aber die Ergebnisse sind genauso eindeutig wie die der Bundesregierung: Ertragssteigerungen von durchschnittlich 10 Prozent, etwa ein Drittel weniger Giftstoffe wie Mykotoxine im Mais, deutlich weniger Schädlinge (Zielorganismen) und keine signifikanten Auswirkung auf andere Tiere (Nichtzielorganismen). Kurz gesagt bringt Genmais mehr Mais und besseren Mais mit vernachlässigbaren Auswirkungen auf die Umwelt. Vor allem die geringeren Giftstoffe sehen die Forscher als wichtig: Dadurch sinken nicht nur Ernteausfälle bei den Bauern, sondern das Getreide wird auch insgesamt gesünder für den Menschen.

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Bevölkerung und Umweltschützer gegen Genmais

Trotzdem bleibt der Anbau von Genmais im Großteil der EU – auch in Deutschland – weiter verboten. Warum? Antworten darauf hat Saskia Hirtz. Sie ist seit zwei Jahren Mitarbeiterin beim BUND im Bereich Gentechnik. Und der BUND spricht sich, wie alle anderen großen Umweltverbände in Deutschland auch, klar gegen Gentechnik aus. Genauso wie der Großteil der Bevölkerung.

Es ist aber nicht nur die öffentliche Meinung, die gegen Gentechnik spricht, sagt Hirtz: „Alle gentechnisch veränderten Pflanzen sind auf die rein industrielle Landwirtschaft zugeschnitten.“ Das erlaube eine effiziente Arbeit auf sehr großen Flächen, sei gleichzeitig aber auch ein großer Nachteil. Dadurch würden sich Probleme wie großflächige Monokulturen oder ein genereller Verlust der Artenvielfalt nicht lösen.

Das Problem, so Hirtz, liege aber auch in den wissenschaftlichen Untersuchungen selbst: „Viele Studien zu Auswirkungen von Gentechnik werden natürlich von den Herstellern selbst in Auftrag gegeben. Die Sorten sind dann natürlich auch mit Patenten geschützt, dadurch wird die Forschung zusätzlich eingeschränkt.“ Hinzu kämen handwerkliche Mängel wie zu geringe Untersuchungszeiträume, -flächen und nicht der Praxis entsprechende Herbizidmengen.

Aber nicht nur Wissenschaftler, auch für Bauern sind die Patente auf Saatgut problematisch: Nicht selten sind die Züchtungen auf spezielle Pestizidmischungen des gleichen Herstellers abgestimmt. Die Bauern werden so mit regelrechten Knebelverträgen in eine Abhängigkeit gedrängt, wo sie jedes Jahr neues Saatgut – und Pflanzenschutzmittel – von einem Hersteller kaufen müssen. Denn Auszüchtungen sind verboten oder erst gar nicht möglich.

Was sind Alternativen?

So positiv die oben zitierten Studien Genmais auch sehen, sind sowohl die Bundesregierung als die Metaanalyse aus „Scientific Report“ nicht nur voll des Lobes. Im Ministerium der damaligen Ministerin Johanna Wanka hat man eventuelle Auskreuzungen als ein wichtiges Problem gentechnisch veränderter Pflanzen identifiziert. Heißt: Es kann durchaus passieren, dass die veränderte DNA der Kultur- sich auf die der ans Feld angrenzenden Wildpflanzen überträgt.

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Auch die italienischen Forscher haben ein paar Einschränkungen: Ob sich durch Genmais tatsächlich die Menge an verwendeten Pestiziden senken lässt, können sie nicht endgültig sagen, weil es zu wenige Daten dazu gibt. Das gleiche Problem haben sie bei einigen Schädlingen, gegen die Mais genetisch verändert wurde. Zudem merken die Wissenschaftler an, ebenso wie Hirtz vom BUND, dass sich langfristig Resistenzen entwickeln können – die Schädlinge sich also an die neuen Sorten gewöhnen.

Der BUND empfiehlt deswegen auf andere Alternativen zu setzen, wie häufigere Fruchtfolgen und eine höhere Vielfalt an Sorten, so Hirtz: „Der Biolandbau zeigt ja, dass es mit weniger Pestiziden gelingen kann, gute Erträge zu erwirtschaften.“

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