Kreislaufwirtschaft

Was ist eigentlich Cradle to cradle?

Lesezeit:
2 minuten

15 April 2014

Titelbild: Thomas Lambert/Unsplash

Cradle to Cradle heißt, in einem Kreislauf zu produzieren – und so möglichst schonend für Natur und Klima

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15 April 2014
Cradle to cradle bedeutet übersetzt von der Wiege in die Wiege. Ein Prinzip, das nach der Vision von Michael Braungart für alle Produkte gelten soll. Doch die Umsetzung ist bislang schwierig

Der perfekte Kreislauf – nichts weniger ist die Vision und das Ziel von Michael Braungart. Der Chemiker entwickelte zusammen mit dem us-amerikanischen Architekten William McDonough im Jahr 2002 ein Konzept, um diese Idee Wirklichkeit werden zu lassen. Cradle to cradle – von der Wiege in die Wiege – orientiert sich dabei an der Natur. Denn biologische Kreisläufe lassen keinen Abfall zurück.

Aktuell basiert unser wirtschaftliches Produktionssystem jedoch noch auf dem genauen Gegenteil. In der Abfallwirtschaft spricht man deshalb vom Cradle-to-grave-Prinzip, das nichts anderes bedeutet, dass Produkte nach dem Ende ihrer Nutzung auf dem Müll landen. Zur Produktion werden immer wieder neue Rohstoffe benötigt, die jedoch auf der Erde nur endlich vorhanden sind. Von der Umweltverschmutzung durch den Müll ganz zu schweigen.

Denken in Kreisläufen

Wie der Name schon sagt, ist das Prinzip von Cradle-to-cradle ein anderes: das Denken in Kreisläufen. Nicht nur der erste Nutzen darf im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Verwendung der Rohstoffe nach der Nutzung. Kostbare Ressourcen werden nicht verschwendet, sondern wieder verwendet. Der Cradle-to-cradle-Ansatz schließt auch die umweltfreundliche Produktion und die Nutzung von erneuerbaren Energien mit ein. So werden der biologische und der technische Kreislauf mit einbezogen. Jeder muss ein in sich geschlossener Prozess sein. Organische Bestandteile eines Produktes landen wieder auf dem Kompost und somit im Kreislauf der Natur. Gebrauchsgüter werden so gestaltet, dass sie beispielsweise durch chemische oder mechanische Prozesse sinnvoll wiederverwertet werden können. Um an die Rohstoffe zu gelangen, müssen die Unternehmen die Produkte wieder zurücknehmen. Möglich wäre dies unter anderem durch ein Pfandsystem oder aber durch die Vermietung beziehungsweise dem Leasing von Produkten.

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Konsequent umgesetzt bedeutet die Vision von Michael Braungart nichts anderes als eine Revolution unserer Produkte – angefangen vom Produktdesign, der Herstellung und der Nutzung bis hin zur Rücknahme. Das Ergebnis wäre eine Welt ohne Müll. Ein perfekter Kreislauf – basierend auf einer radikalen Denkweise in Kreisläufen.

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Kritik an der Umsetzbarkeit

Doch ob sich die Idee von Braungart und McDonough wirklich so radikal umsetzen lässt, darüber herrscht bei den Kritikern große Skepsis. Zu kostenintensiv und nicht für alle Produkte umsetzbar lauten nur zwei der Zweifel, die immer wieder genannt werden. Andere werfen den beiden Visionären vor, sich nicht detailliert genug mit den Produktionsketten beschäftigt zu haben. Unrecht haben die Kritiker nicht. Doch vor allem die Kostenfrage könnte sich bei immer selteneren Rohstoffen bald lösen. Denn dann ist ein Recycling billiger als die Gewinnung von Materialien. Darüber hinaus soll Cradle to cradle nach Ansicht Braungarts schrittweise erfolgen.

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Über 400 Produkte sind zu kaufen

Trotz aller Kritik findet Cradle to cradle in der Industrie zahlreiche Partner, die sich an der Umsetzung versuchen. In Deutschland entwickelte unter anderem der Textilhersteller Trigema kompostierbare Kleidung wie T-Shirts, Hosen oder Baby-Lätzchen. Der Reinigungsmittelproduzent Frosch bietet einen Badreiniger nach Cradle-to-cradle-Prinzipien an. Weitere Produkte auf dem Markt sind unter anderem Bürostühle, Bezugsstoffe, Fliesen, Teppiche, Toilettenpapier und Shampoo. Insgesamt haben mittlerweile über 150 Unternehmen über 400 Produkte nach den Kriterien von Cradle to cradle auf dem Markt gebracht.

Mittlerweile wieder vom Markt verschwunden ist das Produkt von Braungarts und McDonoughs schwergewichtigsten Partner. Der niederländische Elektrokonzern Philips entwickelte nach ihrer Vision ein Fernsehgerät. Der Absatz hielt sich aufgrund des Preises aber anscheinend in Grenzen. Abgeschlossen hat Philips mit Cradle to cradle aber nicht. Der Ansatz wird weiterverfolgt. Denn die Herstellung eines so komplexen Gerätes zeigt, dass das Cradle-to-cradle-Konzept auch bei hochtechnischen Produkten funktionieren kann.

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