Christopher Corves über seinen Weg zum Job mit Sinn
„Die Welt ein Stück verbessern“
2 minuten
29 October 2018
Titelbild: Christopher Corves
Studierende lernen, Probleme in Umwelt und Gesellschaft zu lösen
2 minuten
29 October 2018
„Ich wollte immer schon etwas Sinnvolles machen und zu einer besseren Welt beizutragen. Deshalb entschied ich mich, Biologie zu studieren. Allerdings war das Studium eine Enttäuschung. Es war mir zu theoretisch, zudem lernten wir damals auch kaum etwas über den Erhalt unserer Umwelt. Jahrelang dachte ich deshalb, dass ich das Falsche studiere, da bei lag es an der Art, wie gelehrt wurde. Menschen sind ‚Lernmaschinen‘. Doch das klassische Bildungssystem zerstört bei vielen die Freude am Lernen. Deshalb entwickelte ich ziemlich früh ein zwiespältiges Verhältnis zu Hochschulen.
Das änderte sich mit einem Auslandsaufenthalt in Edinburgh. Denn dort ermutigte mich ein Dozent, über die Ursachen der Regenwaldvernichtung im Amazonas zu forschen. Das Thema hatte mich schon jahrelang umgetrieben. Und zu merken, dass hier Leute sind, die mich unterstützen in dem, was ich machen will, war eine große Befreiung. In Edinburgh promovierte ich dann auch im Fach Geografie.
Danach, Mitte der 90er, entschied ich mich aber zunächst gegen die Forschung und für die Fotografie. Denn ich war überzeugt, dass sich Menschen über Medien begeistern lassen. Also beschloss ich, mich als Fotograf und Dokumentarfilmer selbständig zu machen. In meinen Filmen ging es vor allem um Ernährungsfragen und das globale Nord-Süd-Gefälle. Bis heute liebe ich es, die Welt durch einen Kamera-Sucher zu erkunden.
Studierende lernen bei yooweedoo, Probleme in Umwelt und Gesellschaft zu lösen
Doch irgendwann war mir die Arbeit als Filmemacher zu indirekt. Man hat kaum Kontakt mit den Zuschauern und sieht nicht, ob man etwas bewirkt. Deswegen machte ich 2002 etwas, das ich mir als Student sicher nur schwer hätte vorstellen können: Ich ging als Nachwuchsprofessor für Geografie und Medien zurück an die Uni Kiel. Dort wollte ich in der Lehre genau das weitergeben, was für mich als Student in Edinburgh so wertvoll war: die Ermutigung, die Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Vor acht Jahren habe ich dazu das Projekt „yooweedoo – die Zukunftsmacher“ gegründet. Darin lernen Studierende, Projekte und Start-ups zu gründen, die Probleme in Umwelt und Gesellschaft lösen. Denn das kann man lernen – und vor allem erleben. Inzwischen ist das Programm fester Bestandteil verschiedener Studiengänge, es gibt kostenfreie Onlinekurse für alle Menschen auf der Zukunftsmacher Plattform und einen bundesweiten Ideenwettbewerb. Daraus ist beispielsweise schon „kulturgrenzenlos“ entstanden, eine Organisation, die Geflüchtete und Menschen in Kiel für gemeinsame Freizeitaktivitäten zusammenbringt, oder „Goldeimer“, ein Projekt, das Festivals mit nachhaltigen Toiletten versorgt.
Diese Arbeit fordert mir viel ab. Aber zu sehen, was für tolle Projekte die Studierenden gründen und damit die Welt ein Stück verbessern, gibt mir auch unglaublich viel zurück. Das heißt allerdings nicht, dass ich das machen muss, bis ich umfalle. Ich bin froh zu wissen, dass mein Team yooweedoo inzwischen auch problemlos ohne mich weiterführen könnte.“