Sanfter Tourismus
Nachhaltig Reisen ist kein Widerspruch
3 minuten
24 February 2020
Titelbild: Whitepod;
Porträt u.: Shari Marks
Abenteuerurlaub im luxuriös ausgestatteten Öko-Iglu mit Panoramafenster inmitten der Schweizer Bergwelt – im Whitepod Resort gelingt die Verbindung von Tourismus und Umweltschutz
3 minuten
24 February 2020
Franziska und Judith – ihr vermittelt auf Good Travel nachhaltige Urlaubsunterkünfte. Aber ist es nicht am nachhaltigsten, erst gar nicht zu verreisen und seinen Urlaub zu Hause zu verbringen?
Franziska: Diese Sicht ist uns zu einseitig. Durch Reisen kann man andere Menschen, Kulturen und Landstriche kennenlernen, es erweitert den Horizont und dient der Völkerverständigung. Auch hat Nachhaltigkeit neben der ökologischen ja eine soziale und wirtschaftliche Seite. Man kann durch die Wahl des Urlaubsortes bewusst strukturschwache Regionen fördern, die außerhalb des Tourismus keine wirtschaftliche Perspektive haben. Und bei Unterkunft, Essen und Aktivitäten ganz gezielt kleine unabhängige Anbieter unterstützen, die ihre Leute gut bezahlen, regionale Biowaren produzieren und die Natur schützen.
Judith: Natürlich sollte sich jeder bemühen, die für An- und Abreise anfallenden Emissionen möglichst gering zu halten. Unsere Unterkünfte liegen alle in Europa und sind meist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Statt einem Mietauto tut es dann oft auch ein Leihfahrrad vor Ort. Und wer sich dennoch fürs Fliegen entscheidet, dem bieten wir auf der Webseite die Möglichkeit, seine Emissionen über unseren Partner atmosfair zu kompensieren.
Wie findet ihr eure Unterkünfte? Die sind ja sicher nicht alle selbst erreist…
Franziska: Viele Tipps bekommen wir aus unserer erweiterten Community. Auch Messen wie das bevorstehende Berlin Travel Festival sind wichtige Kontaktbörsen. Aber Anbieter können sich auch direkt bei uns bewerben.
Welchen Ansprüchen muss eine Good Travel Unterkunft gerecht werden?
Judith: Alle unsere Unterkünfte sind auf ihre Art einzigartig und inspirierend – wir suchen also gewissermaßen nach authentischen Orten mit einem nachhaltigen Konzept für ein Leben im Einklang mit Mensch und Natur. Wie das konkret aussieht, beschreiben wir auf unserer Webseite ausführlich, gegliedert nach den Bereichen Architektur, Umwelt, Food, Soziales und Well-Being. Jede Unterkunft macht hier ein ganz individuelles Angebot – wichtig ist uns, dass man dort einen schönen Urlaub in besonderer Atmosphäre erleben kann und dabei der Umwelt und der Gemeinschaft etwas zurückgibt.
An wen richtet sich euer Angebot? Ist da etwas für jeden Geschmack, Bedarf und Geldbeutel dabei?
Judith: Hoffentlich! Mit Billig- und Massenanbietern, deren Angebote auf der Ausbeutung von Mensch und Umwelt basieren, können und wollen wir natürlich nicht konkurrieren. Es ist uns aber wichtig zu zeigen, dass nachhaltiges Reisen keine Frage des Portemonnaies oder Lifestyles ist. Egal, ob man allein, mit Kindern oder in der Gruppe reisen möchte, in die Stadt, aufs Land, ans Meer oder in die Berge will, Barrierefreiheit benötigt, Selbstversorger sein oder sich umsorgen lassen möchte, Aktivurlaub oder Entspannung sucht – bei uns gibt es in jeder Preisklasse passende Unterkünfte.
Franziska: Öko-Logements haftet ja häufig ein etwas freudloses Image an, viele verbinden damit Verzicht. Dabei geht es doch um Genuss! Unsere handverlesenen Unterkünfte garantieren ein viel authentischeres und intensiveres Reiseerlebnis als herkömmliche Urlaubsquartiere.
Good Travel gibt es seit 2016. Würdet Ihr sagen, dass das Interesse an nachhaltigem Tourismus seitdem gewachsen ist? Sympathie dafür haben ja viele Deutsche, aber de facto hat auch hierzulande die Zahl der Flugreisen nicht ab-, sondern zugenommen.
Franziska: Es ist schwer zu sagen, ob unser Wachstum Teil eines allgemeinen Trends oder unseren spezifischen Angeboten zu verdanken ist. Das Bewusstsein für und der Wunsch nach einem sanften und fairen Tourismus sind ja in aller Munde, doch die Zahl derjenigen, die danach handeln, ist noch recht überschaubar. Diesen Attitude-Behavior-Gap gibt es überall, wo es um nachhaltiges Leben und Wirtschaften geht.
Judith: Als Anbieter einer deutschsprachigen Webseite können wir aber feststellen: Viele Menschen sind bemüht, Urlaub im eigenen Land zu machen.
Seit 2018 betreibt ihr auch einen Blog rund um nachhaltiges Reisen. Hofft ihr, so zur Bewusstseinsbildung beizutragen und die erwähnte Lücke zu schließen?
Franziska: Tatsächlich umfasst das Thema nachhaltiges Reisen ja viel mehr als nur die Unterkunft. Auch wenn wir keine Reiseanbieter oder -veranstalter sind, wollen wir unsere Nutzerinnen und Nutzer damit nicht allein lassen, sondern unsere Expertise mit ihnen teilen, also etwa Tipps für die klimafreundliche Anreise und das angemessene Verhalten vor Ort geben oder sie in unserer Rubrik „Finden wir gut“ auf interessante Leute, Organisationen, Projekte und Produkte hinweisen.
Judith: Der Blog gibt uns zudem die Möglichkeit, die vielen Facetten unserer Unterkünfte zu beleuchten, die engagierten Betreiberinnen und Betreiber vorzustellen und ihre inspirierenden Geschichten zu erzählen. Denn nicht zuletzt geht es beim nachhaltigen Reisen ja um Begegnungen mit anderen Menschen und darum, ihren leidenschaftlichen Einsatz für Umwelt und Gesellschaft zu unterstützen
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