Interview

Die schwedische Glücksformel

Lesezeit:
3 minuten

25 November 2017

Titelbild: jyliagorbacheva / Pixaby

Die goldene Mitte des Alltags finden und so sein Leben verlängern – das will Lagom aus Schweden

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25 November 2017
Der Arzt und Wissenschaftler Bertil Marklund verrät, was es mit der Glücksformel Lagom aus Schweden auf sich hat und was wir für ein längeres Leben tun können

Herr Marklund, Sie schreiben, dass der persönliche Lebensstil eines jeden zu 75 Prozent dafür verantwortlich ist, wie lange wir leben. Nur 25 Prozent seien genetisch bedingt.

Ja. Wenn wir unseren Lebensstil gesund gestalten, kann uns das weitere zehn Jahre bescheren. Das sollen nicht einfach nur zehn Jahre sein – sondern zehn gesunde und glückliche Jahre.

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Ich folge den Tipps aus meinem Buch. Da ist zum einen die gesunde und schmackhafte Ernährung. Zum Frühstück esse ich in aller Regel selbst gemischtes Müsli mit Dickmilch und Blaubeeren. Außerdem gibt es eine Schnitte Vollkornbrot mit Butter und Käse. Weißbrot, Margarine und Marmelade vermeide ich. Dazu schwarzen Kaffee – Milch und Zucker vermeide ich ebenfalls. Was mache ich noch? Ich genieße jeden Tag ungefähr 15 Minuten die Sonne, damit ich genug Vitamin D zu mir nehme, im Winter greife ich auf entsprechende Tabletten zurück. Außerdem bin ich Optimist. Ich bin dankbar für meine Freunde und meine Arbeit, ich genieße das Leben, so gut ich kann. Das lohnt sich. Denn Optimisten leben im Schnitt ungefähr sieben Jahre länger als Pessimisten, und Stress lässt den Körper deutlich schneller altern.

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Was machen Sie noch?

Ich gehe jeden Tag spazieren und mache zweimal die Woche Gymnastik. Und ich putze meine Wohnung! Denn Putzen ist eine gute körperliche Arbeit.

Wie schwierig ist es, Ihren Tipps für ein langes Leben zu folgen?

Es ist leicht. Und das ist mir sehr wichtig. Denn wenn etwas schwierig durchzuhalten ist, gibt man nach einer Weile auf und fällt in alte, möglicherweise ungesunde Gewohnheiten zurück. Als ich mein Buch geschrieben habe, habe ich mir einen Überblick über die Ratgeberliteratur zum Thema Gesundheit verschafft. Und festgestellt: Es gibt sehr viele, dicke Bücher, die sich auf einen Aspekt konzentrieren, auf Ernährung zum Beispiel oder Bewegung. Ich habe mir dann einen Ratgeber nach dem anderen vorgeknöpft und bin darüber so müde geworden, dass ich nur die Hälfte gelesen habe. Nach zwei Wochen habe ich mir den nächsten Gesundheitsratgeber gekauft, mit dem sich alles wiederholt hat. Ich selbst wollte deshalb einen Ratgeber schreiben, der in aller Kürze zehn Bereiche abhandelt, die für die Gesundheit wichtig sind.

Wie Ernährung, Bewegung, Schlaf, Gewicht oder Zeit für Regeneration.

Ja, genau. Vermutlich fällt es den meisten Menschen schwer, die ersten Schritte der Veränderung zu machen. Denn jeder von uns hat seine eigenen Gewohnheiten. Deshalb ist es wichtig, sich etwas auszusuchen, das relativ einfach zu verändern ist. Nachdem man den ersten Schritt gemacht hat, wird es immer leichter. Man kann sich als erstes angewöhnen, im Sommer Zeit in der Sonne zu verbringen. Das macht Spaß, jeder liebt es. Dann kann man sich angewöhnen, sich gesund und schmackhaft zu ernähren und ausreichend zu trinken. Außer Wasser zum Beispiel drei bis vier Tassen Kaffee oder schwarzen Tee am Tag, denn Kaffee wirkt antioxidativ. Zum Kaffee kann man gut ein Stück dunkle Schokolade essen, die ebenfalls antioxidative Eigenschaften besitzt. Genauso Rotwein – in Maßen genossen natürlich. Wir in Schweden sagen dazu: Lagom.

Der Begriff schwappt nun auch nach Deutschland und taucht in Lifestyle-Magazinen oder Gesundheitsratgebern auf. Warum ist es so wichtig, das richtige Maß zu halten?

Ein exzessiver Lebensstil ist oftmals ungesund: Wenn man zu viel isst zum Beispiel oder zu viel Alkohol trinkt. Wenn man isst, sollte man, Lagom zufolge, einfach Zweidrittel der Menge essen, die man normalerweise zu sich nimmt. Statt drei Kartoffeln zwei. Statt 15 Fleischbällchen nur zehn. Diese Faustregel hilft, das Gewicht zu regulieren, und nach dem Essen ist man weniger abgeschlafft und müde. Nach dem Lagom-Prinzip geht es nicht darum, Marathon zu laufen. Denn ein Marathon strengt den Körper an und laugt ihn aus. Besser ist es, 30 Minuten zu joggen.

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Immer das rechte Maß einhalten – ist das nicht ein bisschen langweilig?

Das fragen mich auch die Italiener und die Kanadier. Sie tun sich sehr schwer mit dem Lagom-Konzept! Aber es geht nicht um Verbote. Manchmal über die Stränge zu schlagen und Fast Food zu essen oder zu viel Saft zu trinken, ist Lagom zufolge völlig in Ordnung. Es geht einfach darum, im Alltag die Mitte zu finden. Andererseits: Wenn jemand es wirklich alles zu langweilig findet, dann droht ihm vielleicht eine Depression. Und das ist natürlich auch nicht gesund. Also: Es geht einfach darum, sich so viel Lebensfreude und Lebensqualität wie möglich zu verschaffen mit täglicher Bewegung, ausgewogener Ernährung und ausreichend Pausen bei der Arbeit. Das Ziel von Lagom und auch von meinem Buch ist, möglichst gesund zu sein, damit man ein langes und glückliches Leben führen kann.

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