Social-Start-up gegen Einsamkeit

Rezept für mehr Gesellschaft

Lesezeit:
2 minuten

8 April 2018
Katharina Mayer hat nach ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau Sozial- und Gesundheitsmanagement studiert und ist Mitgründerin von dem Social Start-up „Kuchentratsch“, das von Senioren gebackene Kuchen an Gastronomie und Unternehmen vertreibt

Frau Mayer, wie sind Sie auf die Idee gekommen, von Senioren gebackenen Kuchen zu vertreiben?

Meine Geschäftspartnerin Katrin und ich stellten uns oft die Frage: Wo kann man eigentlich heute noch wirklich guten Kuchen kaufen? Da habe ich an meine Oma gedacht, sie backt die besten Kuchen von allen. So etwas Gutes wollten wir auf den Markt bringen.

Es hätte doch gereicht, nach Omas Rezepten von früher selbst zu backen.

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Bei uns kam das Bedürfnis hinzu, mit älteren Menschen zu arbeiten. Viele Senioren haben Probleme, Kontakte aufzubauen. Oder sie fallen bei Rentenbeginn in ein Loch. Für sie wollten wir eine Anlaufstelle schaffen. Das Kuchenbacken ist der Anlass, der sie zusammenbringt.

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Was waren die größten Hürden bei der Gründung?

Eine Herausforderung für uns als gewerblicher Betrieb war die Zulassung zur Handwerksrolle. Das Schwierigste aber ist meiner Meinung nach, am Ball zu bleiben und nicht aufzugeben, wenn es mal nicht so läuft. Fehlendes Wissen kann man sich aneignen. Zum Beispiel, welche gastronomischen oder hygienischen Vorschriften im Bäckerhandwerk eingehalten werden müssen.

Und wie haben Sie backbegeistere Senioren gefunden?

Als die Medien über Kuchentratsch berichteten oder durch Mund-zu-Mund-Propaganda wurden viele auf uns aufmerksam. Tatsächlich brauchen wir keine öffentlichen Aufrufe oder Anzeigen, weil das Interesse, bei uns mitzuarbeiten, riesig ist.

Stellen Sie gezielt alleinstehende Mitarbeiter ein?

Nein. Bei uns gibt es Menschen, die sehr kontaktfreudig sind, manche wiederum nicht. Aber alle haben Interesse an ihrem Leben und der Welt. Wir sehen Kuchentratsch als eine Möglichkeit zur Prävention, um Menschen vor der Vereinsamung zu bewahren. Es gab aber schon Mitarbeiter die sagten, Kuchentratsch sei ein Schritt zurück ins Leben für sie.

Wie viele Senioren arbeiten heute für Kuchentratsch?

Bei uns sind momentan 30 Senioren auf Minijob-Basis angestellt und es kommen laufend neue Omas und Opas dazu.

Kuchentratsch ist vor etwas mehr als zwei Jahren als Social-Start-up gestartet. Können Sie von Ihrer Geschäftsidee schon leben?

Ja, die Einnahmen decken alle laufenden Kosten und alle Gehälter. 50 Prozent des Umsatzes erzielen wir in der Gastronomie. Der Rest der Einnahmen kommt zum Beispiel von Unternehmen, die Kuchen für Veranstaltungen oder Feiern bestellen. Oder von Privatleuten, die Kuchen brauchen als Geschenk oder für Geburtstage. Unsere Kuchen kann man außerdem nicht mehr nur in München bekommen, sondern wir verschicken sie deutschlandweit.

Die Rezepte gibt es auch in Buchform. Warum?

Wir haben vor zwei Jahren ein Backbuch herausgebracht und gemerkt, wie toll es für die Backomas und -opas war, ihre eigenen Rezepte in einem veröffentlichten Buch zu sehen. Und wir wollten uns außerdem über die Grenzen Münchens hinaus bekannter machen, das ist mit einem Buch einfach zu erreichen. Gerade haben wir ein neues Buch mit weihnachtlichen Rezepten veröffentlicht.

Was hat Sie rückblickend am meisten beeindruckt?

Zu sehen, wie viel Potenzial in älteren Menschen steckt. Ich sehe Kuchentratsch als positives Beispiel und als Beitrag zu der Debatte, wie wir auch angesichts der demografischen Entwicklung im Alter leben wollen.

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Auf der Homepage stellen die Mitarbeiter von Kuchentratsch ihre Lieblingskuchen vor. Welchen favorisieren Sie?

Eindeutig Zwetschgendatschi mit Streuseln!

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